Ich und Selene, eine Dufour 4800, sind 2 mal im Abstand von 2 Jahren (einmal mit und einmal ohne Corona) die gut 12000 Seemeilen über den Atlantik gesegelt. Diese Seite beschreibt die Vorbereitung und die Reise mit allen Höhen und Tiefen. Natürlich soll das Ganze damit nicht enden. Es gibt viel zu tun ;)
Heute ist schon der 23.12. – morgen ist Weihnachten und wir sitzen bei angenehmen 24°C gegen 21:00 Uhr im Hafen von Mindelo. Die letzten Tage auf Sao Vincente waren schon wieder so erlebnisreich, dass es einige Mühe bereitet, die Eindrücke der zuvor besuchten Inseln Sao Nicolau und Santa Lucia zu Papier (zu Internet) zu bringen. Wobei … unsere Überfahrt von Boa Vista nach Sao Nicolau werden wir so schnell nicht vergessen!
Von Palmeira kommend erreichen wir Boa Vista nach ca. 7 Stunden Überfahrt. Ziel ist die weite Ankerbucht vor Sal Rei. Leider fehlt uns auch zu dieser Insel genaueres Kartenmaterial und so müssen wir uns auf Angaben von Seglern in diversen Internetbeiträgen verlassen. Vor Sal Rei liegt die kleine Ilhéu de Sal Rei, der Bereich zwischen der Insel und dem Festland ist nur unzureichend genau kartographiert und so scheint uns die Durchfahrt doch etwas heikel. Geankert werden kann zum einen direkt vor dem Hafen von Sal Rei, allerdings wird im Ankerfeld vor einigen größeren Wraks gewarnt. Der zweite Ankerplatz liegt südlich der Ilhéu de Sal Rei vor dem weitem Sandstrand der Praia de Estoril, ca 0.5 sm vom Strand entfernt. Es ist schon später Nachmittag als wir die Nordwestspitze Boa Vistas erreichen und es ist noch eine knappe Stunde Fahrzeit. Die Ilhéu de Sal Rei zu umrunden wird auch nochmal ein paar Minuten dauern aber uns scheint das südliche Ankerfeld sicherer zu sein. Bei Sonnenuntergang fällt der Anker auf ca. 4 m Tiefe im türkisblauem Wasser, die letzten Sonnenstrahlen tauchen die Westküste mit ihrem unglaublich langen hellen Sandstrand und die farbenfrohe Kulisse Sal Reis in ein warmes weiches Licht, so stellt man sich einen Traumstrand vor.
„Herzlich willkommen in Palmeira“ … so begrüßt uns der Zollbeamte am Tag nach unserer Ankunft in seinem kleinen muffigen Büro. Die Anmeldung bei der Hafenpolizei (policia maritima) hatten wir ja gestern schon erledigt, nun also noch Zoll und Einreiseformulare unterschreiben und unser erster Stempel prangt für 5 € (für uns beide) im Reisepass. Unsere Befürchtungen in Bezug auf Einfuhrkontrollen waren völlig unbegründet. Lediglich unser letzter Hafen und das nächste Ziel sind für die Einreise von Belang. Nach wenigen Minuten sind sämtliche Formalitäten erledigt und wir stehen wieder auf der staubigen Straße in der Mittagssonne – 30°C, die Sonne brennt, auf geht´s Palmeira zu entdecken!
… oder anders gesagt, wie aus geplanten 6 -7 Seetagen auch schnell 10 werden können.
Wollte ich unsere Überfahrt kurz zusammenfassen, dann wohl am Besten so: Wie viele Tage waren geplant: 6-7. Wie lange haben wir gebraucht: 10! Was war da los: wenig Wind, dann Flaute, dann Gegenwind (natürlich!), dann wieder Flaute, dann fast Flaute und Lütfchen gegenan, und schließlich nach 6 Tagen der ersehnte Nord-Ost-Passat. Was war der schlimmste Moment: Als wir nach 4 Tagen noch nicht mal 300 Meilen geschafft hatten und an Tag 3 ein Etmal von lächerlichen 55.1 sm stand! Was war der schönste Moment: puh, da gibt es viele. Vielleicht der, als eines Nachts ein riesiger Teppich von fluoreszierenden Algen (oder Krebsen/Plankton) um uns herum war und wir wie auf einer Wolke von tausenden kleinen leuchtenden Lampions über den Atlantik segelten. Zweitschönster Moment: Als der NO-Passat an Tag 6 einsetzt und wir ein Etmal von 147 sm schaffen. War`s schön: total, fast immer – also meistens. War`s anstrengend: definitiv! Würdet wir das wieder machen: unbedingt! Was ist das für ein Gefühl, es auf die Kape Verden geschafft zu haben: unbezahlbar!
so viel sei verraten, wir haben´s geschafft! So glücklich
Neben den Balearen (Mallorca) gelten die Kanaren als die zweitliebste Inselgruppe der reisefreudigen Deutschen. Daher gehe ich davon aus, dass der eine oder andere Leser, die Kanarischen Inseln schon selbst erkundet hat, wahrscheinlich sogar intensiver als wir das auf unserem ursprünglich kurz geplanten aber mittlerweile deutlich längerem Zwischenstop zu den Kap Verden getan haben. Ich selbst war vor Jahren schon einmal hier, allerdings auf der westlichsten Insel La Palma. Was soll man also spannendes schreiben, wenn die Destination bekannt und die Inseln viel besucht sind, getreu dem Motto “ kennste eine, kennste alle!“
In den Kommentaren zu irgend einem Beitrag wurde ich mal gefragt, wie unsere Aufstieghilfe zum Masttop funktioniert.
Vorab: Wir haben keine elektrische Winde und weder Claudi noch ich schaffen uns gegenseitig (in absehbarer Zeit) per Kurbeln in den Mast zu ziehen.
Nun gibt es ja verschiedene Systeme, die mehr oder minder gut funktionieren aber allesamt eins gemeinsam haben: Sie sind sehr teuer. Da Claudi sowieso klettern geht, lag nahe irgendwas aus dem Segment zu nutzen.
Die zwei Hauptteile bilden eine Steigklemme und ein GriGri:
Am Donnerstag den 31.10. soll es also endlich weiter gen Süden zu den Kanaren gehen und damit die erste richtige Langfahrt über den Atlantik in Angriff genommen werden. Bisher hatte sich dafür kein stabiles bzw. konstantes Wetterfenster von geschätzen 5 – 6 Tagen ergeben. Im Moment steht ein relativ stetiges Hoch über Madeira, was zwar viel Wolken und Feuchtigkeit aber auch guten Westwind mit 12 – 15 kn mit sich bringt. Westlich der Biskaya braut sich allerdings ein deftiges Tiefdruckgebiet zusammen, welches zum Wochenende Starkwind und Sturm von 7 – 8 (später bis zu 11!) Windstärken in Nordspanien und Portugal hervorbringen soll. Ob und wie stark uns die Ausläufer treffen werden, wird sich zeigen ….
Die Tage in Peniche plätschteren so dahin. Der Hafen war entgegen der Aussagen vieler Rezensionen sehr ruhig und schwellarm. Keine Ahnung, ob wir Glück hatten, oder ob ich Selene einfach nur gut vertäut hatte. In der Woche hatten wir Wind und Welle aus allen möglichen Richtungen, aber der Schwell war eigenlich OK. Zumindest war er deutlich geringer, als in La Coruña.
Um nicht völlig auf dem Boot zu versacken folgten wir noch einem Tipp von Ricardo, dem Büro-Mensch des Yachtclubs. Der sagte nämlich, daß zur Zeit die MEO Rip Curl Pro Portugal (ein Kräftemessen der weltbesten Wellenreiter) gerade in Peniche stattfinden würde. Natürlich mussten wir uns das mal anschauen. Für mich als jemand, der mit Wellenreiten nun gar nichts am Hut hat, war es schon interessant. Claudi`s Bruder meinte auch gleich, dass wir uns das unbedingt anschauen sollen, da Peniche zu den besten Surfspots in Portugal zählt.
Der Zwischenstopp in Nazaré sollte dann doch etwas länger werden, als gedacht. Der Grund ist wieder ein mal das Wetter, oder besser gesagt der Wind. Dieser sollte in den nächsten Tagen von Nord über West nach Süd drehen und dann ein paar Tage anhalten.
Also wurde unser Aufenthalt auf 5 Tage ausgeweitet. Auch nicht schlecht denn das kleine Örtchen ist echt nett. Als erstes sind wir zum „Farol da Nazaré“, dem Leuchtfeuer am Kap über der Stadt gekraxelt. Der schöne Spaziergang durch die zwei Ortsteile kann mit Hilfe einer Standseilbahn abgekürzt werden, die die historische Altstadt auf dem Kap mit dem Fischerort an der Küste verbindet. Für ganz wahnsinnige Surfer ist Nazaré eine Art Pilgerstätte, bei der man seinem Schöpfer ganz nahe kommen kann.