Mittlerweile sind wir auf dem Wasser, schon oft durch Swinemünde gefahren. Auf Achse waren wir eigentlich nur ein mal dort, als wir uns nach einem Liegeplatz am Haff umgeschaut haben.
Ich sage es gleich vorab, ich finde Swinemünde nicht sehr toll. Nicht wegen der Stadt an sich, sondern wegen der Begegnungen, die ich dort hatte. Die waren nämlich alle, ich sage mal: Eigenartig.
Es ging los mit unserem ersten Besuch, noch mit dem PKW. Da wir mal an den Strand wollten, sind wir ein Stück spazieren gegangen. Auf dem Rückweg packte uns erst der Durst und dann der Hunger. Da kam uns ein kleines Lokal am Wegrand gelegen. Das Ambiente war super, die Bedienung war ausnahmslos nett und das Essen lecker.
Bis zu dem Moment, als 3 Damen und ein Herr das Lokal betreten haben. Jede der 3 Damen hatte eine Fußhupe (=sehr kleiner Hund) mit passendem Körbchen dabei und stellten sich mit grimmigen Blick an unseren Tisch, als hätten wir diesen ihnen vor der Nase weg geschnappt. Natürlich war dem nicht so – wir saßen ja schon gute 15 Minuten…
Also mußten die Herrschaften sich an einen anderen Tisch setzen, um sogleich 3 Händies (Mobiltelefone) aus den Taschen zu ziehen. Es folgte ein ca. 30..45 minütiges Gespräch, bei dem die Telefone im Freisprechmodus und voller Lautstärke auf dem Tisch lagen.
Ich glaube ich habe mich nur ein mal umgedreht und leicht den Kopf geschüttelt.
Das Resultat war, daß eine der Damen sich in den nächsten 15 Minuten wahrscheinlich eine Rede zurechtgelegt hat. Jedenfalls kam sie schnaufend vor Wut an unseren Tisch und sagte, daß wir hochnäsige Proleten seien und wohl denken, daß wir was besseres sind usw., usw. Ich hab nur immer „Ja, danke.“ gesagt und das Gefasel ignoriert. Sie war dann irgendwann mal fertig und ging.
Der zweite Besuch war mit dem Schiff, als wir es von Hamburg überführt haben. Die Marina mit Schwimmstegen ist echt schick und modern gemacht. Den Dämpfer bekommt man dann beim Hafenmeister. Der nimmt nur Zloty. Euro will er nicht und bei der Frage nach Kartenzahlung wird man erst mal für 15 Minuten auf die Strafbank verbannt (da steht so eine Couch, auf der man dann erst mal Platz nehmen darf…) – Der Ton: militärisch. Natürlich muß man alles zubuchen – das haben sich die Polen ganz gut von den Deutschen abgeschaut. Rundum-Sorglos Pakete, wie man es in skandinavischen Ländern gewohnt ist, gibt es nicht.
Das nächste „tolle“ Ereignis ist die Tankstelle um die Ecke. Noch fix etwas Bier holen – aber Euro wird erst nach viel hin und her akzeptiert. Rückgeld gibt es in Zloty…
Das wundert es einen schon etwas. Soweit mir bekannt strebt Polen den vollständigen EU Beitritt an, aber vom Euro wollen die nichts wissen … Wieder irgendwelches Kleingeld, was sinnlos im Navigator klimpert.
Ab dem Moment haben wir die Marina Swinemünde eigentlich immer gemieden, aber letztens wollten wir der Sache noch mal eine Chance geben. Es kann ja sein, daß der Hafenmeister einfach nur einen schlechten Tag hatte. Direkt nach dem Anlegen haben wir gesehen, daß es jetzt wohl Türen gibt, welche die Steganlage sichern sollen. Die Idee ist gut, man kommt auch über einen Tastendruck raus. Rein kommt man nur über klettern, ein Crewmitglied (an Bord bleibt) oder über das Hafenmeisterbüro. Das ist aber leider soweit weg, daß man nicht sehen kann, ob es denn überhaupt geöffnet ist. Es stehen auch nirgends Öffnungszeiten. Es ist eben so eine Art Lotto.
Also ist Claudi dahin gewandert und hat unwissender Weise den Hafenmeister getroffen. Sie wusste natürlich nicht, daß es der Hafenmeister ist und der hat natürlich auch nicht den Mund aufgemacht. Das kann man ja auch nicht ahnen, wenn eine Person mit Segeljacke und Geldbörse in der Hand Richtung Hafenbüro läuft.
Irgendwann hab ich dann „unser“ Hochsicherheitstor gehört und sah eine Person, bei der ich vermutet habe es müsse der Hafenmeister sein. Wirklich sicher war ich nicht, denn anhand seiner Kleidung war das nicht feststellbar. Also bin ich hin und habe gefragt. Antwort: „Yes“ und schon war er schnellen Schrittes wieder 5m von mir entfernt. „Na toll“ dachte ich und bin hinterher. Eigentlich wollte ich ihn nur fragen/sagen, ob im Hafenbüro noch jemand ist und daß meine Freundin gerade dorthin unterwegs ist. Die Antwort habe ich nicht verstanden – es war irgendwelches gegrummel, was er ohne Umdrehen von sich gegeben hat. Ganz ehrlich: Ich bin dort zu Gast und möchte einfach nur meinen Liegeplatz bezahlen und der Typ hat es noch nicht mal nötig für 30s stehen zu bleiben und mir eine gescheite Antwort zu geben …
Um ehrlich zu sein, haben uns diese Begegnungen bis jetzt davon abgehalten mal etwas die polnische Küste Richtung Osten zu befahren. Es ist immer schön, wenn man das Bild sieht: Das Ende des Kanals: Juhuu!
Ich denke mal, daß ich Swinemünde ab jetzt nur noch zur Passage benutze. Andernfalls geht es zur Oi oder vor Anker in das Haff. Nachts über das Haff zu fahren ist mir zu heikel, da auf polnischer Seite irrsinnig viele Stellnetze und auf deutscher Seite sich viele Grundnetze und Reusen befinden. Natürlich alles unbefeuert…
Eigentlich wollte ich ja nur ein Zeitraffervideo von der Durchfahrt einstellen, aber nun ist es doch wieder so viel Text geworden 😉
Viel Spaß beim Schauen: Swinemünde in 5 Minuten