Teppiche, Ventile und Samurai

Moin!

Mit dem Frühling erwache ich auch langsam aus dem Winterschlaf 🙂 Anfang April war ich sogar mal am Schiff.

Eine Sache die mich schon in der Karibik immer mehr gestört hat, waren die Teppiche/Auslegeware. Obwohl ich die schon mehrmals gereinigt habe, sah das Ganze immer irgendwie schmuddelig aus. Des weiteren hatte man das Gefühl durch eine Teppichausstellung zu wandern – jeder war unterschiedlich.

Also habe ich kurzum mal einen schönen bunten Teppich mit Anti-Rutsch Beschichtung  gekauft und Kuttermesser, Bügeleisen und Nähmaschine warmlaufen lassen. Das einfachste war die Form, die konnte ich einfach von der alten Auslegeware abnehmen. Für den Saum hatte ich eine Kettelmaschine besorgt, mit der ich leider überhaupt nicht klargekommen bin. Nach ein paar Stunden bin ich zu dem Entschluß gekommen, daß die Maschine mal eine große Wartung benötigt. Primäre Probleme waren: Riß des Unterfadens (sah aus wie abgeschnitten) und das Kettelband wurde nicht symmetrisch umgelegt. Da mir das Gerät nicht gehört, habe ich nicht mit Zerlegen/Feilen angefangen.
Glücklicherweise hatte ich noch bügelbares Saumband besorgt. Einfach aufbügeln und vernähen. Mit meiner (Zweit-)Maschine – einer AEG – funktionierte das problemlos.

Schick, oder? Ich denke die Vorhänge werden auch noch neu gemacht. Die alten sind eigentlich schön und auch gut gemacht, aber ich kann sie halt leider nicht mehr sehen…

Aber erst mal zum nächsten Thema – 3D Druck. Das hatte mich schon vor Antritt der Reise interessiert. Ich habe es seinerzeit nicht weiter verfolgt, da schon so viel Zeit und Geld in die Vorbereitung geflossen sind … im Nachhinein völliger Blödsinn. Mit Hilfe des 3D Drucks hätte ich mir vor allem viel Zeit sparen können. Wenn ich überlege, wie viele Stunden ich damit zugebracht habe irgendwelche Gehäuse bei Conrad & Co zu suchen, (falls es das Richtige war) diese dann mühevoll anzupassen und die ganzen Halterungen, Kabeldurchführungen und Kühllöcher zu fertigen – uff.

Das Thema 3D Druck ist umfangreicher, als ich dachte. Man muß ein Modell konstruieren (CAD), dann muß es mundgerecht für den (doch recht dämlichen) Drucker vorbereitet werden und dann kommt noch die ganze Einstellung des Druckers dazu. Hat man dieses Orchester erst mal eingestimmt, sind tolle Dinge möglich! Dazu habe ich noch 2 Dinge: Viel Zeit und einen Kollegen, der sich schon x-Jahre mit damit beschäftigt. Von ihm habe ich gleich 2 Drucker gekauft und viele Tipps zur Einstellung und Abstimmung bekommen.

Vielleicht war es eine dumme Idee gleich mit so einem komplizierten Modell einzusteigen. Wie im Video zu sehen ist, habe ich auch recht viel für die Tonne gedruckt. Im Moment nutze ich Filament aus Polylactide (PLA), was im Prinzip aus Milchsäure besteht und damit als umweltneutral gilt.

Mittlerweile gibt es 2 Gehäuse – eins mit einem getunten Anycubic LP und das andere mit einem Tronxy X5SA gedruckt. Da das Bett des Anycubic leider nur 230 mm Durchmesser hat, kann ich das Gehäuse nur hochkant drucken. Das ist bei dem 400×400 mmTronxy schon anders.

Wie man im Bild sehen kann, kostet das Gehäuse weniger als 8€ Materialeinsatz. Da macht sich ein 3D Drucker schnell bezahlt, wenn man sich mal die Preise für Fertiggehäuse so anschaut. Zu dem kann man damit viele Teile mal testweise fertigen, bevor man sie aus Metall herstellen läßt.

Edit (25.04.2022): Noch ein Bild von innen!

Damit hat der alte Raspberry endlich mal ein gescheites Gehäuse. Apropos Raspberry: Auf Arbeit höre ich oft „Bastelcomputer“ und lese dieses Wort auch häufig im Netz.

Ich für meinen Teil kann sagen, daß ein Raspberry deutlich robuster und flexibler ist, als so manch anderes kommerzielles Ausrüstungsteil. Dieser kleine Computer hat mich 2 Jahre lang problemlos über den Atlantik navigiert, hat die brütende Hitze und Luftfeuchtigkeit der Karibik überlebt, ist durchs Boot geflogen und hat auch hin und wieder mal einen Schwall Salzwasser von Neptun abbekommen .. und läuft problemlos. Wäre das Teil kaputt gegangen, hätte man es in unter 10 Minuten reparieren/tauschen können – ohne Fachwerkstatt.

Als ich in Ueckermünde war, habe ich mich mal an ein unangenehmes Thema gewagt: Die Bugseitigen Borddurchlässe, vor allem dem Schwarzwasserventil.

Im Video ausführlicher, deshalb hier nur kurz: Auf der Rückfahrt hatte ich öfter das Problem, daß mein Fäkalientank verstopft. In Horta habe ich dann festgestellt, daß das Seeventil nicht mehr richtig schließt. Das ist jedoch für den Betrieb eines Schwarzwassertanks sehr wichtig. Leider benutzen viele (Charter-)Crews die Tanks falsch und sind dann der Meinung, es liegt am Tank. Dabei ist es so einfach! Abwasserventil zu und wenn der Tank voll ist alles auf einen Schlag ablassen. So habe ich es bei Selene auch immer gemacht. Schießt das Seeventil allerdings nicht richtig, dann befindet sich nur festes Zeug im Tank, was diesen dann versopft.

Im Video habe ich auch beschrieben, wie ich das behelfsmäßig behoben habe. Hier nur soviel: Man bohrt nur ungern in ein Rohr voller Sch… es wird auch nicht besser beim zweiten mal…

Die Ventile achtern schauen noch gut aus, somit habe ich nur die im Bug erneuert. Kosten: 180 €

Leider hatte ich meiner Kamera vergessen – damit muß ich in einem der nächsten Beiträge ein paar Bilder nachreichen.

Im Moment bereite ich mich auf einen längeren Arbeitsgang am Schiff vor. Ich möchte gern das alte Antifouling (VC 17m) herunter waschen und noch 2 Schichten Osmoseschutz aufbringen (VC tar2). Um das VC 17m zu lösen, soll wohl Spiritus ganz gut funktionieren. Damit würde ich mir viel unangenehme Schleifarbeit sparen. Warum gerade die Produkte von AkzoNobel/International? Etwa 2008 wurde vom Vorbesitzer das komplette Unterwasserschiff mal neu aufbauen lassen. Es sollen 5 Schichten VC tar2 drauf sein und 3 Schichten VC 17m. Da ich hier und da davon etwas herunterholen werde, kommen noch mal 2 Schichten VC tar2 drauf. Statt des VC 17m soll diesmal VC Offshore zum Einsatz kommen.

Ob das eine gute Idee ist, werde ich wohl erst 2023 sehen. Verarbeitet wird das VC Offshore sowieso erst kurz vor dem Wassern, da es an Luft zu schnell oxydiert und damit seine Wirkung verliert.

Soviel als keine Aktualisierung zum Schiff. Selene gibt es also noch und ich kümmere mich darum. Auch wenn alles gefühlt doppelt so lange dauert. Wenn ich jedoch etwas habe, dann ist es Zeit 😉

Viel Spaß beim Video:

So long,

Martin

9 Antworten auf „Teppiche, Ventile und Samurai“

    1. Moin Edwin,
      über die Bootsnavi-Geschichte mit Raspberry und Arduino habe ich ganze Video-Serien auf Youtube: https://www.youtube.com/watch?v=sUs64H86vmM&list=PLh8BEnfg2z52YcFEMpvMLLWS3f3tVwHHe
      Oft wird mir gesagt: Nimm doch Openplotter. Was viele Leute nicht wissen ist, daß mein System deutlich älter als Openplotter ist. Zudem ist Openplotter völlig überladen und nutzt Phyton (was ich nun mal gar nicht mag).
      Ich hatte seinerzeit überlegt, mein System per GitHub usw. zu verbreiten, habe es dann aber nicht gemacht. Dafür ist mir die Segler-Gemeinschaft in den einschlägigen Foren zu toxisch. Jeder weiß es besser, man hat ja keine Ahnung, Leute erzählen einem, wie man sein Boot zu segeln hat – typisch Hafenskipper und Couchkapitäne 🙂

      Eine 1:1 Nachbauanleitung gibt es nicht, da ich mit jeder Version Dinge ändere und das Teil auf mein Schiff angepasst ist. Damit meine ich vor allem, wie die Daten rein kommen. Das Gerät hat damit keinen GPS Empfänger o.ä.

      Ich habe mal ein Bild vom inneren Aufbau in den Beitrag eingefügt. Der Aufbau ist sehr simpel: Display, Raspberry, 1000C Laderegler (Adafruit), ein 3A DC-DC Wandler (12->5V) und 4 LiPo Zellen parallel.

      Gruß
      Martin

      1. Hallo Martin,
        leider bin ich beim Nachbau auf Lieferschwierigkeiten des aktuellen Raspberry Pi 4 gestoßen und hänge bei Amazon in der Warteschleife. Warte schon etliche Wochen, wenn es dann mal zu einer Lieferung kommt, werde ich ein System aufsetzen. Für mein MiniSegelboot lohnt sich keine AIS Anlage, ich will aber im Nebel nicht mit einem Container oder ähnliches kollidieren.
        So long, gefällt mir gut was du alles so machst…..
        Gruß Edwin

        1. Ich weiß nicht, ob das mit dem RPi4 funktioniert. Das Ding wird zwar immer schneller, braucht aber mittlerweile sehr viel Strom (und leider auch extra Kühlung).

          Der 1000C liefert maximal 6W, der RPi3b+ will aber schon 7W haben. Für das Display gehen noch mal 2,5W drauf. Leider gibt es keine LiPo Ladeschaltungen, die mehr als 1A können und gleichzeitig Laden und Liefern können. Ich vermute man muß dann auf ein 2 Zellen Design mit Balancer etc. übergehen (bei 3 Zellen müsste man auf ca. 19V Versorgung wandeln…) – das macht die Sache dann schon sehr aufwänding, um 2A zu bekommen :/

        2. Hallo Martin,
          Einganseite ob Modul mit battriepufferung, von dän 12v einfach einen 5v fespannungsgsregler.
          Dann als Router schalten Endgeräte über WLAN anbinden und gut.
          Müsste zu mindestens rein theoretisch so laufen.
          Gruss Edwin

    1. Ist online gekauft und eigentlich ein fertiger Läufer. Habe leider die Auslegware nicht als Meterware gefunden.

      Suche mal bei Amazon nach: „ZVEZVI Teppich Läufer Flur Küche rutschfest Waschbar 120X300CM Vintage Bunt Meterware“

      Gruß
      Martin

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