Auf zum letzten Teil der Reise.
Die Fahrt Richtung Bornholm war anstrengend. Zumal der Wind nicht wirklich weniger wurde bzw. werden sollte. Mit der Aussicht weitere 14h im zweiten Reff gegen-an zu hämmern, sind wir dann nach Utklippan abgedreht.
Im Nachhinein eine gute Entscheidung. Nachdem mir die Wettervorhersage für die nächsten 2 Tage Gegenwind mit 6+ Windstärken vorhergesagt hat, war ich recht froh, daß wir in den Tagen vorher etwas Zeit herausgefahren haben.
Zumal es ein paar Probleme gab, um die ich mich gern vor der Weiterfahrt kümmern wollte.
- mein Navirechner hatte sich bei einer größeren Welle im Niedergang verabschiedet und war in tausend Teile zerbrochen
- eine Welle hatte es geschafft das Schiff so zu überspülen, daß das Wasser über den Navigator gelaufen ist und alles mögliche an Kameras, Handys and sonsige Elektronik unter Wasser gesetzt hat (obwohl wir am Wind gefahren sind!)
- Im Bereich der Volvobuchse (Wellendurchführung zur Schiffsschraube) stand recht wie Wasser im Schiff
- beim Reffen des Großsegels war ein Mastrutscher gebrochen
Utklippan ist recht wellen-arm, aber es steht bei Wind ein guter Strom von 2..3 Knoten im Hafenbecken. Zudem gibt es praktisch keinen Windschutz. Deshalb war ich nicht böse drüber, daß ein paar Segler am Kai standen und uns bei den Leinen geholfen haben.
Man wollte mir erst gar nicht glauben, daß ich gegen den Wind dahingefahren bin, aber meine triefende nasse Kleidung bestätigte meine Aussagen.
Wir haben dann recht schnell mit einem Vater-Tochter-Gespann Kontakt geknüpft und der Abend endete mit recht viel Alkohol unter deren Kuchenbude. Nachdem ich meinen Kater am nächsten Tag überwunden hatte, ging es ans Schiff. Die Sonne schien den ganzen Tag und die Solarzellen strampelten ein paar Ah in die Akkus. Mein Nachbar hatte mir ein Stück Schlauch vom Traktor gegeben und ich machte mich an die Notreparatur meines Abgasschlauches. Danach ging es an meinen Navirechner, welcher verblüffender weise dann wieder funktionierte. Meine Kamera durfte ich auch trocknen – glücklicherweise war nur in einen Stecker etwas Wasser gelaufen.
So haben wir dann an dem Abend mit dem Hafenmeister eine kleine Ziehung gemacht, aber nur so viel, daß wir am nächsten Tag um 5 aus den Federn kommen. Der Hafenmeister ist schon eine Kraft für sich. Mit steigendem Pegel hat er seine Pläne von Utklippan erzählt. Er möchte die Insel annektieren und sich zum Kaiser krönen. Dann will er ein möglichst breites Haus bauen, an dem sich Briefkasten an Briefkasten befindet und sich internationale Scheinfirmen befinden. Darüber finanziert er dann sein „Imperium“. *gg*
Ich sag mal so: Es war ein lustiger Abend.
Aber ein paar Eckdaten zu Utklippan: Es Empfiehlt sich vor der Anfahrt mal die Webcam zu prüfen. So bekommt man ein gutes Bild, wie viel Schiffe im Hafen und wo potentielle Anleger frei sind. Wichtig bei der Insel ist auch immer die leeseitige Hafeneinfahrt zu nutzen. Um und innerhalb der Insel ist es sehr steinig und flach. Man sollte sich also unbedingt an die Betonung/Befeuerung halten! Bei Wind steht ein beachtlicher Strom im Hafenbecken (immer von Luv nach Lee). Die Kosten belaufen sich auf 230 Kronen für den ersten und 200 Kronen für den zweiten Tag.
Am nächsten Tag haben wir es tatsächlich geschafft um 6 loszukommen und sind nach Nexø gefahren. Die Fahrt war entspannt – schön Halbwind. Nach ein paar Stunden war auch der alte Schwell weg die Selene plätscherte so dahin. In Nexø war es OK, aber nicht besonders schön. Man befindet sich halt in einer großen Hafenanlage mit viel Verkehr, vielen Leuten und vielen anderen Booten. Die Kosten belaufen sich auf 150 Kronen + Karte für Strom und Dusche, die man in einem abgelegenem Kiosk kaufen muß.
Deshalb war ich nicht böse drum, daß wir am nächsten Tag früh zur letzten Etappe gestartet sind. Es ging mit 7 bis 8 Knoten die letzten 96 Meilen zurück zum Heimathafen, den wir dann gegen 23 Uhr erreichten. Leider gibt es davon keine Videos – wir haben völlig vergessen zu filmen 🙁
Aber vom Rest gibt hier ein Video. Viel Spaß beim schauen!