Noch 4 Wochen, Karten auf den Tisch: Die Kosten (geplant und wirklich)


(„Geld“Quelle: Wikipedia)

Ja … ein Thema bei dem die Meinungen in den Segel-Foren sehr weit auseinander gehen. Sicher ist für manche der Segelsport etwas „elitäres“ und muß deswegen auch ultrateuer sein. Für andere ist das Boot eher sowas wie ein Wohnwagen auf dem Wasser und es geht auch die Baumarkt-Edelstahlschraube anstelle des 8x teureren Premiumprodukts des Spezial-Versandhandels-für-maritime-Anwendungen 😉

Genau so verhält es sich mit den Kosten. Manche meinen, daß ein Boot jenseits der 10000€ / Jahr kostet, andere sagen es geht auch mit 2000€. Dann kommen die 10000€ Leute und meckern die 2000€ Leute voll, daß sie ihre Schiffe an irgend einer Mooring verfaulen lassen etc. pp.

Eins ist zumindest für alle Schiffe richtig: Je größer (länger), desto teurer – und zwar in jeder Hinsicht.

Ich habe mich entschieden mal „meine“ Kosten hier zu veröffentlichen. Dazu muß ich erst mal beschreiben, was für eine Art Schiff ich gesucht habe. Meine Preisvorstellung waren etwa 35000€ für eine 32ft Yacht. Baujahr etwa 1980. Es wurde sehr schnell klar, daß es kein „moderner“ Bootstyp wird, den auch Charterfirmen nutzen (Bavaria, Hanse, Beneteau). Durch die hohe Beliebtheit werden diese Schiffe zu recht hohen Preisen gehandelt. Dabei reden wir jedoch nicht mehr von einem klassischen Bootsbau in Kleinserie, sondern wohl eher von einer Art materialoptimierte Massenfertigung. Leichter, Breiter, Empfindlicher, Plasteeinbauten, Plasteklozelle, mehr Segel-unrelevanter Schnickschnak, Küche + Waschbecken im Heck, „cleanes“ Deck & Cockpit … Quarkbecher halt … fehlt nur noch die Alufolie zum aufreißen. So jetzt aber genug vom Sarkasmus – bitte nicht zu ernst nehmen 😉

Eigentlich war ich auf eine Malö 40 scharf, aber nur von privat. So etwas gab es nicht 🙁

So bin ich nach einigem Suchen auf „meine“ Dufour 4800 gestoßen. 35ft für 24000€. Allerdings muß das Großsegel neu, es gibt nur eine Kühlbox (ein Kühlfach ist da, aber kein Kompressor installiert), kein Warmwasser, Funke alt (kein DSC), Rigg alt (1981) und keine Ankerwinsch (ausgebaut weil zusammengerostet). Grob über den Daumen gepeilt, war ich der Meinung das aus der Differenz zu 35000€ stemmen zu können.

Im Nachhinein muß ich lachen, wenn ich daran denke was auf diversen Seiten zum Thema „Bootkauf“ steht. Freunde solle man mitnehmen und einen Gutachter und alles Fotografieren und Vertraglich festhalten und Probeschlag fahren und noch mal Kranen und Stuhl-+Blutprobe vom Voreigner… Ja das kann man so machen, ich hab da aber eine andere Mentalität. Man kauft ein Schiff am besten, wenn es nicht im Wasser ist. Damit fällt der erste Blick auf den Rumpf, Ruder und Kiel. Das wäre erst mal das A und O. Wir haben anschließend auch in viele Ecken im Schiff geschaut, aber viel wichtiger war das Gespräch mit den Vorbesitzern. In meinem Fall waren zwei der dreier Eignergemeinschaft anwesend. Die beiden waren sehr offen und ehrlich und haben sich viel Zeit genommen auch spezifische Fragen zu beantworten. Da das Schiff in der Halle stand und es November war, war natürlich nichts mit Probesegeln. Ich habe auch Mast, Rigg und Segel beim Kaufgespräch nicht angeschaut. Alle meine Fragen dazu wurden ehrlich beantwortet (=muß neu). Wenn der Voreigner sagt, daß die Segel neu müssen, dann brauche ich die mir auch nicht anschauen. Also habe ich eine Nacht drüber geschlafen und die besten beiden Entscheidungsmittel zu Hilfe genommen: Claudi und mein Bauchgefühl. Klar kann man eine lange „Checkliste“ wie ein Computer abarbeiten, aber der eigene Bauch ist unersetzbar und man sollte drauf hören. Schlechtes Gefühl = Finger weg! Neben dem Schiff habe ich so auch einige andere (teure) Entscheidungen getroffen und bin damit nie auf die Nase gefallen. Von daher muß ich immer etwas feiern, wenn so genannte „Bootsprofis“ auf YouTube einem irgendwas über ein Schiff erzählen wollen, was sie vielleicht mal einen Tag gefahren sind.

Ich schweife ab… sorry

Dann mal los:

Boot 24.000,00 €
Versicherung (Kasko- und Haftpflichtversicherung) 2017 436,97 €
Funkgerät (B&G v50 incl. Handfunke) 599,00 €
UKW Antenne 45,90 €
Funkzuteilung 51,00 €
Liegeplatz (2017) 1.097,42 €
Windpilot Pacific „Herbert“ 3.550,00 €
3 Kraftstoffkanister 20l 26,99 €
Schlauchboot Intex (verkauft)
89,49 €
Naviausrüstung (incl. NAVTEX, AIS, Barometer, Link zur Funke, Zentralrechner „Zauberkiste“, Displayrechner „Samurai“)
(siehe Playlist auf YouTube)
400,00 €
Kartenmaterial (s63 – Kauf nach Bedarf, auch auf See) 178,49 €
Permit für s63 Karten 15,00 €
Erneuerung Rigg 1.435,52 €
Iridium 9505a Telefon 280,00 €
Datenadapter (australische Dollar! 95,00$) 58,57
EPIRB (GME MT403G) 439,80 €
MOB 1 (Notbarke für Rettungsweste) 299,00 €
Rettungswurfleine 29,90 €
Impeller für Außenbordmotor (+ Dichtungen) 53,10 €
Boiler (Isotherm SPA 30) 324,37 €
Kühlkompressor (Isotherm) 407,63 €
Smart Energy Control Kit (Isotherm) 150,71 €
2x Pfeiffer Springklampe 145,90 €
60m Liros Porto (14mm Festmacher) 156,00 €
Bootsmannstuhl 32,95 €
2x AGM Akku (120Ah/Stück) 329,80 €
Anschlußterminals für Akkus 13,90 €
3,2m Matratzenunterlage 190,40 €
Sandora Bordwandverkleidung (9m²) 234,90 €
4m² Isoliermatte (geschlossenporig) 67,60 €
Kleber (2 Dosen) 35,80 €
2m Kühlwasserschlauch 35mm 29,80 €
2m Kühlwasserschlauch 28mm 24,00 €
Boiler Installationsmaterial (Schaubfittinge, Bögen, Rohre, Ventile, Muffen, Übergänge etc.) 67,30 €
1m Kabel 50mm² 15,90 €
Trinkwasserinstallation (Warm und Kaltwasserschlauch – Lebensmittelecht, Verteiler mit Tüllen, etc.) 140,26 €
Winterlager (Halle – Saison 2017) 1.160,92 €
Kühlwasserschlauch 20mm + Schellen + Winkel (Anschlußset für Boiler) 47,14 €
Schriftzug (Aufkleber 2x wg. Rabatt) 22,12 €
Rettungsweste California Free (Geburtstagsgeschenk für Claudi) 104,90 €
Segelanlage (Groß + Genua, Lazyjack System, Segelsack und Mastkragen, UV Schutzsteifen in Genua, Vorsegelpersenning) 6.128,50 €
Notarkosten 91,04 €
Amtsgericht Hamburg (Umtragung Schiffsregister) 140,00 €
16mm Festmacher für Ruckdämpfer 14m 53,20 €
Sicherung (100A), Hauptschalter, Ankerrelais, Kettenhaken 141,80 €
20m Kabel 35mm², Hülsen, Fernbedienung für Anker, Schalter 171,79 €
Ankerwinsch Lofrans Cayman 88 450,00 €
Kleinteile wie, Schalter, Sicherungen, Temperaturfühler, ErsatzGPS, USB Ladebuchsen, 207,98 €
Elektronik für Autopilot (Display, Taster, Motortreiber) 41,96 €
Reparatur Schiffsuhr 7,90 €
Lautsprecher (2x Außen, 2x Salon, 2x Bugkabine), Lüftungsgitter 227,64 €
Instandsetzung Bordfahrrad (neue Reifen, Schläuche etc.) 64,00 €
Radio 77,33 €
Spiegel und elektrische Pumpe für Beiboot 46,90 €
1l Grotamar 82 41,37 €
LED Bänder, Schalter, Netzteile (Beleuchtung) 117,96 €
Bojenhaken 49,95 €
ATIS ändern und neue Seefunkurkunde 78,10 €
Schaumstoffmatte für Polster 25,95 €
Stoff für Polster 58,88 €
Seekarten Gotland 97,96 €
2x Reserveset für Weste 51,80 €
G4 + GelGloss Pro Lack + Glasfasermatte 82,10 €
Auspuffschlauch #1 + Schlauchschellen + Drucktank 102,80 €
Silentwind 400+ 1.000,00 €
Einzelteile für Ruderlagengeber 65,66 €
Elektrik für Autopilot v2 (Sender) 72,90 €
AIS Transiver 299,00 €
SikaFlex 221 19,86 €
GPS Antenne 16,63 €
Liegeplatz (2018) 1.097,42 €
Elektrik für Autopilot (noch mehr) 27,56 €
Versicherung (Kasko- und Haftpflichtversicherung) 2018 436,97 €
Neues Display für Samurai 85,50 €
Bootshaken und Auspuffschlauch #2 101,50 €
Stock für Bootshaken + Schrauben und Kleinkram 65,20 €
Bimini 899,00 €
Rettungsinsel 849,00 €
Seenotsignalmittel 149,00 €
Faltpropeller „Flex-O-Fold“ 1.990,00 €
Erneuerung Lümmelbeschlag (Regenerierung) 86,30 €
Erneuerung Toggle an Harken-Rolle 49,00 €
Bolzen für Befestigung Rigg an Deck 40,00 €
Opferanoden 56,00 €
Antifouling 240,00 €
Vorsegel (Fock, 100%) 2.000,00 €
Reparaturen an Sprayhood und Genua 380,00 €
Starterakku, 120Ah 86,00 €
Iridiumvertrag 750,00 €
Winterlager (Halle – Saison 2018) 1.160,92 €
Liegeplatz (2019) 1.097,42 €
Versicherung (Kasko- und Haftpflichtversicherung) 2019 gültig für Kanaren, Kape Verden, Transatlantik, Karibik, Bermuda und Azoren 887,46 €
GPS/Galileo Antenne 86,75 €
10l Grotamar 82 (weil ab 12/2018 verboten) 299,00 €
Handfunke (tragbar, wasserdicht)
140,00 €
Gesamt 59.879,41 €

Die Liste ist sehr interessant und man stellt fest, daß ein Boot (relativ gesehen!) gar nicht mal so teuer ist. Mal angenommen man lässt alles weg, was ich für den Atlantik gekauft habe. Dann kommt man auf etwa 35000€ für eine fahrbereite, vollkaskoversicherte 35ft Yacht mit komplett neuer Segelanlage und stehendem Gut. Dazu kommen noch etwa 4000€/Jahr an Versicherung und Liegeplatz.

Natürlich kann man das in die Höhe treiben, wenn man denn will, indem man z.B. alles jährlich vom TÜV überprüfen lässt. Als ich Selene übernommen hatte, waren die Seenotsignalmittel (schon 1985) abgelaufen und die Westen waren nicht gerade viel neuer. Es gab auch keine Rettungsinsel. Als einzige Neuerung habe ich eigentlich nur 2 Westen und eine EPIRB gekauft und damit sind wird dann Rund Gotland und nach Göteborg gefahren. Die Gasanlage überprüfe ich selbst, das einzige, was man daran überprüfen sollte sind die 2 Schläuche. Einer an der Gasflasche und einer am Herd. Den Zustand der Düsen sieht man am Flammenbild. Zusätzlich haben wir ein CO Meßgerät im Schiff, um Undichtigkeiten an der Auspuffanlage schnell zu bemerken. Aber auch zur Überwachung der Heizung und des Gaskochers ist das Teil sehr praktisch.

Im allgemeinen bin ich schon der Meinung, daß ich viele Dinge sehe und entscheiden kann, ob das so i.O. ist oder man was machen muß. Dazu kommt, daß wir an Selene alles selbst gemacht haben, außer das nähen der Segel und das stehende Gut (auch wegen der Versicherung).

Aber zurück zu meiner Liste:

Ich hatte eigentlich auf 50000€ gepeilt, um das Schiff für den Atlantik fit zu machen. Nun sind es aber etwa 60000€ geworden. Wie kommt das? Ungeplant war z.B. der Faltpropeller, das kleinere Vorsegel und die Handfunke. Dazu kommen noch gewisse Dinge, die nicht nötig, aber schön wären und man sie dann doch gekauft hat. Ich hätte zum Beispiel nicht gedacht, daß wir (wir = Claudi) im Schiff so viel umbauen. Claudi hat da auch viel Zeit und Geld investiert. Das sind dann keine teuren Brocken, aber hier mal etwas Farbe, da eine Leiste, dort ein paar Schrauben und dort mal ein paar Textilien hat sich über die letzten 2 Jahre sicher auch auf ~2..3000€ angehäuft (diese Kosten fehlen in der Liste oben).

Ich war schon sehr überrascht, wie ich mir die 10000€ „mehr“ leisten konnte, ohne es wirklich zu bemerken. Naja, ich habe ein paar recht wertvolle Ersatzteile aus meinem Oldtimerhobby verkauft, um das Ganze gegenzufinanzieren. z.B. war der 2k€ Flex-O-Fold mal ein nagelneuer 500er Rotax Motor, den ich noch herumliegen hatte. Immerhin durfte ich nicht den Blick auf die unbezahlte Zeit verlieren. Denn neben den Investitionen ins Boot mußte ich auch noch Geld für 10 Monate unbezahlten Urlaub „weglegen“. Und das Ganze ohne Patreon, Spenden oder Sponsoren. Da sind wir schon etwas stolz drüber 😉

Womit wir wieder beim Thema wären. Heute ist der 07. Juli. Damit habe ich in genau 4 Wochen meinen ersten freien Tag. Am 10. August (Samstag) werden wir in Ueckermünde noch eine kleine Abschiedsumtrunkfeier machen (nix großes, was trinken, evtl. grillen). Wer Lust hat kann gern mal vorbeikommen.

Abfahrt soll so gegen den 12…15. August sein. Dann wird der Blog seinem eigentlichen Zweck zugeführt.

So Long.

4 Antworten auf „Noch 4 Wochen, Karten auf den Tisch: Die Kosten (geplant und wirklich)“

  1. Vergiss nicht die Visas frühzeitig anzumelden, kostet auch immer was. Dann immer der nervige prozess Quarantäne, Immigration, Zoll etc.

    1. Ganz grob: mit dem Passat über den Teich und mit der Westwind-Drift wieder zurück. Allerdings sollen die Kap Verden und Bermuda mit „abfallen“

      Diesel haben wir (in etwa) 150l. Das sind also etwa 300sm Reichweite.

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