Machs gut, Grenada

Es ist der 12. Februar 2021 und ich schnorchel unter Selene herum. Oh je. Nun bekomme ich die Rechnung für das lange lange Ankerliegen. Das Boot ist teilweise sehr zugewachsen. „Eigentlich“ war der Plan ja auch viel mehr zu segeln, aber ich hatte in den letzten Wochen/Monaten einfach keine Lust. Selbst wenn: Wohin auch? Nach Carriacou will ich keinesfalls, eher möchte ich weg von der Insel.

Irgendwie habe ich das Gefühl, daß mein Paket bald ankommt, also packe ich meine „Selbstmörder“ Schnorchelausrüstung (so wie einige das Teil in den Kommentaren bezeichnet haben) aus und fange an zu putzen.

In der Port Louis Marina kann ich das nicht mehr machen. Blöd ist nur, daß ich im rechten Ellenbogen so ein Ziehen spüre. Nachdem ich eine Weile auf die Muskelansätze drücke, spüre ich eine deutliche Erleichterung. Zum Glück habe ich meine Bandage dabei. Vor ein paar Jahren hatte ich sowas mal akut im linken Arm und es hat gute 6 Monate gedauert, bis es weg war. Glücklicherweise ist das Ziepen nach ein paar Tagen mit der Bandage wieder weg.

Es ist wirklich verblüffend, was alles so an einem Schiff wachsen kann – und vor allem wo. So befindet sich in der Logge eine beachtliche Muschel, die ich nur durch den Ausbau der Logge und unter dem Einsatz von Essig entfernen kann. Ich bin immer wieder überrascht, wie viel Wasser innerhalb der ca. 0,5 Sekunden ins Boot strömt, bevor man den Stöpsel drinn hat.

Das mit dem Essig klappt wirklich gut. Einfach die Logge in einem Glas damit einweichen lassen und schon lassen sich die ganzen Pocken und Muscheln leicht lösen. Leider gibt es hier überall nur den 5% Essig. Dafür kann man aber 40% Salzsäure kaufen. Diese steht bei Island Water Word sogar sehr kinderfreundlich im untersten Regal und die Gebindegröße ist eine US Gallone – verrückt.

Am 15.02.2021 entscheide ich mich doch mal zum Postamt zu fahren. Im Tracking steht nach wie vor: „4.2.2021 – wird ins Zielland transportiert“. Auf der Poststelle das Übliche. Daten in ein Buch schreiben. Ach nee – erst mal kommt: „WHERE IS YOUR MASK?“. Jaja .. ich bin ja schon dabei… Dann Temperatur messen und am Schalter für „Parcels“ anstellen. Nach einer Weile bin ich drann und gebe die Tracking-Nummer durch. Die Dame verschwindet im Hinterzimmer und kommt tatsächlich mit meinem Paket zurück. Ich bin gespannt, was jetzt passiert… Sie verifiziert meine Daten im Reisepass und schiebt das Paket hinter der Scheibe zum nächsten Schalter: Customs. Da darf ich mich noch mal anstellen. Die nette Beamtin drückt mir eine Schere in die Hand und fordert mich auf das Paket zu öffnen. Der Inhalt wird durchgewühlt, viele Fragen gefragt und dann bekomme ich einen Zettel, auf dem ein paar Zahlen stehen in die Hand gedrückt. OK .. nächste Schlange. Diesmal beim „Cashier“. Dieser nimmt mir 27 EC ab und gibt mir einen Zettel und ein paar Briefmarken, die ich auf selbigen kleben soll. Dann bekomme ich zwei weitere Zettel. Von Erfolgsgefühlen gepackt stelle ich mich wieder dort an, wo mein Paket liegt. Das war aber ein Fehler, denn ich werde postwendend zur nächsten Schlange geschickt: Ein anderes „Customs“ – ähm ja? Es gibt zwei Customs Schalter, nur das mir beim zweiten satte 115 EC abgenommen werden. Nun ist aber alles i.O.? Jeder EC ist gezahlt, jeder Stempel sitzt, wo er hingehört und jeder Schalter ist befriedigt?

Mein Paket befindet sich endlich in meinen Händen und ich wandere gleich zur Port Louis Marina, um einen Termin für Selene zu machen. 7 Tage sollten reichen, wobei ich immer noch zwischen den Bahamas und St. Maarten schwanke. Ein Mitsegler ist nach wie vor weit und breit nicht in Sicht, also wird es wohl Einhand passieren. Gegen Abend bin ich nach vielen Verabschiedungen zurück auf Selene und lese meine Nachichten. Oha? In der Inbox befindet sich eine Nachicht einer jungen Dame, die gerade vor einer Woche von den Kap Verden auf Grenada angekommen ist.  Na dann, also ein Treffen in St. Georges.

Am nächsten Morgen fange ich an Selene seeklar zu machen. Da ich diesmal segeln will, muß das Dinghy an Deck. Bis alles fertig ist vergehen gut 3 Stunden. Es ist schon nervig. Egal, ob man 5 oder 500 Meilen segeln will: Die Zeit und der Aufwand, der nötig ist, um das Boot seeklar zu machen, ist immer gleich.

Ohne das jemand Notiz nimmt, lichte ich den Anker und motore aus der Bucht. Draußen geht die Genua auf und ich werfe noch mal einen Blick auf Hog Island. Schon ein komisches Gefühl. In Hog Island musste ich erst mal zum Schiff finden und mit der neuen Situation klar kommen. In der True Blue Bay hat mich vor allem Pratima dazu ermutigt, mich mal um die Verpflegungssituation zu kümmern. Auch wenn das im Endeffekt ihrem Geschäft geschädigt hat, weil ich mehr und mehr auf Selene gekocht und gebacken habe.

Das Segeln bis zur Südspitze von Grenada war schön, aber der Kurs Richtung Marina lag dann genau Nord-Ost – bei gut 25..30 kn Wind von vorn. Ich habe kurz überlegt, ob ich anfangen soll aufzukreuzen, aber für die 2 Meilen habe ich das dann doch den Perkins machen lassen. Als die Welle dann endlich abgenommen hat und bevor es in die Bucht ging, habe ich Selene klar zum Anlegen gemacht und bin langsam in die Marina getuckert. Wie gewünscht wurde brav auf Kanal 14 die Marina gerufen und … keine Antwort? Ich dachte erst meine Funke ist defekt, aber die Handfunke blieb auch still. Nun war ich schon in der Marina und schalte auf Kanal 16. Oha! Da meldet sich jemand und sagt mit ich solle auf Kanal 14 schalten. Uhm, ja? Da war ich doch gerade! Als nächstes kam die Frage, wo ich denn sei. Nun ja, trotz der 1,5 kn, die Selene nur noch gefahren ist war ich natürlich schon mitten in der Marina. Es folgte ein kleiner Anschiß, daß ich nicht in die Marina fahren darf, ohne Kontakt vorher aufzunehmen. Ich dachte mir nur kurz: Dann schaltet auch mal Kanal 14 ein, so wie ihr mir gesagt habt… Das habe ich natürlich nicht gemacht, sondern für meinen „Fehler“ entschuldigt. Mir wurde gesagt, daß ich noch etwas warten soll, also driftete Selene langsam durch die Marina.

Dann kam endlich der Aufruf zum Anlegen, was recht gut geklappt hat. Naja, die Marina ist für ihren guten Service bekannt und somit standen 2 Mitarbeiter bereit. Es ist etwas wie Fahrrad fahren. Obwohl ich Selene vor gut 3 Monaten das letzte mal angelegt habe, klappte es ohne größere Probleme.

Nachdem das Boot zu meiner Zufriedenheit vertäut, das Landstromkabel liegt und der Liegeplatz gezahlt war, geht es an die Bescherung! In dem Paket aus Deutschland befinden sich doch so einige Weihnachtsgeschenke. Da ich überhaupt nicht damit gerechnet hatte, hat mich das schon sehr gefreut – es ist die Geste, die zählt.

Ich könnte jetzt einen langen Text über den Inhalt schreiben, aber das Auspacken habe ich schon sehr ausführlich im Video. Kurz gesagt: Jede Menge Kaffee, Schokolade, ein paar Ersatzteile, kurze Hosen, T-Schirts, Medikamente, Suppen und zum Auspolstern ein paar Packungen Erdnuss Flips. Eigentlich war noch ein Akku für meine Drohne und das HotSpot Handy dabei. Leider wollte DHL diese Sachen nicht transportieren 🙁 Als ich seinerzeit ein Paket per UPS bekommen habe, war es kein Problem, daß zwei Laptop Akkus und vier 18650 Zellen mit im Paket waren.

Am nächsten Tag war es dann soweit. In der Tropical Bar traf ich auf Marta. Eine junge Frau aus Polen, die vor einer Woche erst auf Grenada angekommen ist. Für mich ist die Karibik mittlerweile ein Alter Schuh, aber ich habe bei Ihr meine eigene Euphorie gesehen, als wir am 17.01.2020 in der Karibik angekommen sind. Marta kam als Crew zur Überführung eines Bootes nach Grenada und die Abmachung war, daß sie dann von Bord geht. So lebte sie seit ein paar Tagen auf einer Art Farm eines Pferdezüchters, der sie ständig anmachte und heiraten wollte. Vielleicht hat sie mich deswegen so schnell gefragt, ob sie auf Selene einziehen kann. Ich hatte zwar kaum Zeit die Achterkabine leer zu räumen, aber warum nicht? Nach er ersten Nacht haben wir dann noch mal zusammen etwas umgeräumt, aber das war schnell erledigt.

Die Woche in der Marina plätscherte mit Vorbereitungen und ausgiebiger Nutzung des Süßwasserpools dahin. Dann kam der Tag der Abfahrt und Neptun entschied: Nein! Wind aus Nord-Ost mit 20kn. Das mag nicht viel klingen, wenn man sich jedoch mit anderen Seglern unterhält, bekommt man immer die selbe Antwort: Addiere 10kn dazu, dann hast du den Wind, der Dich erwartet. Also 30 kn, was einer gute  7 bis 8 BFT nahekommt. Und das hoch am Wind – Nein! Das mache ich nicht. Vor allem mit den Rissen an den Beschlägen der Unterwanten am Mast, welche ich bei der Kontrolle des Riggs gefunde habe. Einen Mastbruch möchte ich keinesfalls riskieren, nur weil ich nach Termin segle. Dazu gibts im nächsten Beitrag mehr Infos.

Da Marta das Segler-Grenada nun noch gar nicht kannte, habe ich überlegt ihr die Woburn-Bay oder Hog Island zu zeigen. Aber bei dem Wind? Also habe das einzig richtige gemacht: Ins Marina Office gehen, um ein paar Tage zu verlängern. Zu meiner Überraschung sagte mir die Dame, daß sie mir noch gut 690 EC schulden :O. Sie haben eine andere, deutlich größere Selene auf meine Rechnung gesetzt. Ich muß zugeben: Das ist schon sehr fair, denn mir wäre das nicht aufgefallen. So kosteten die nächsten 2 Tage + Strom und Wasser (minus) 200 EC 😉

Leider war es dann doch etwas teurer, da mein Visum am 27.02.2021 abläuft. Laut Windvorhersage war jedoch erst ab 03.03. an eine Änderung des Windes zu denken. Bis dahin war die Prognose immer Wind aus Nord-Ost mit mindestens 25 kn. In Grenada benötigt man ein sogenanntes Cruising Permit (75 EC) und ein Visum im Pass (75 EC). Ist das Cruising Permit abgelaufen und die Coast Guard kommt vorbei ist das kein großes Problem. Man zahlt einen kleinen Obulus von 25 EC drauf und bekommt ein neues Permit. Ist jedoch das Visum im Pass abgelaufen, verstehen die Offiziellen keinen Spaß mehr, da man sich dann illegal im Land aufhält. Die Immigrationsbehörde befindet sich im Botanischen Garten, was einem traumhaften Arbeitsplatz nahekommt.

Als alter Profi sind die Formalitäten schnell erledigt. Mich ärgert nur, daß ich für maximal 5 Tage im März noch mal 150 EC bezahlen muß. Mogeln ist leider nicht möglich, denn spätestens beim Ausklarieren wäre es aufgeflogen. Aber wenn man sich als Gast in einem anderen Land befindet, sollte man schon an die dortigen Regeln halten.

Am 26.02. wurden die Leinen losgeworfen und es ging mit dem Nord-Schwell wieder zurück zur Südspitze von Grenada. Ab dort wurde es lustig, denn Selene musste bei 25 kn Wind gegen die Passatwelle und gut 1,5 kn Strom gut 7 Seemeilen Richtung Osten gebracht werden. Es gibt dafür 3 Varianten. Nummer eins wäre nahe der Küste mit viele  kurzen Schlägen zu kreuzen. Das hat den Vorteil, daß man wenig Welle hat, der Wind aber enorm Böig ist. Nummer zwei ist eine stupide Fahrt unter Maschine gegenan. Schätzungsweise würde Selene dann etwa 2,5 .. 3 kn Fahrt nachen. Also Nummer drei: Einen langen Schlag nach Süden und dann mit eine  Wendewinkel von etwa 100° zurück. Ich finde diese Lösung am besten, denn wenn man ein paar Meilen von der Insel weg ist, hat man schön stetig 20..25 kn Wind. Marta war am Vorabend noch in „The Brewery“ und hing etwas durch, was den Fischen dann zu gute kam.

Ich habe mich dann doch entschieden nach Hog Island zu fahren. Vielleicht haben Stan und Cora ja ihre Mooringtonne heben lassen und ich kann die nutzen? Die Tonne habe ich auch gefunden, aber leider hing ein Schiff daran: Die Woiee! So ein Mist, was machen die denn hier?

Kurzerhand haben wir uns dann erst mal an die Tonne der „Flee“ gepackt. Das ist ein kleiner Katermaran, etwa in der Gewichtsklasse von Selene. Nachdem das Dinghy im Wasser war, bin ich natürlich gleich zu Stan und Cora. Sie sind nur hierher gekommen, um den nervigen Leistenbruch von Stan operieren zu lassen. Den schleppt er nun schon 10 Monate mit sich herum, aber durch Corona und Co war es schwierig dies machen zu lassen.

Es folgte eine wunderbare Woche in der Woburn Bay. Ich habe so viele Leute wieder getroffen. Amy, Shawn, Nikolai, Roger, Tom, … und alle sagten mir, daß ich besser aussehe. Danke! Es könnte aber auch daran liegen, daß mir Cora einen etwas sommerlicheren Haarschnitt verpasst hat.

Auf die Frage: „Wie viel“ habe ich einfach: „Mindestens 50%“ gesagt – typisch Mann. Vielleicht sollte ich ja doch einen Beauty-Channel auf Youtube starten 😉

Am letzten Abend haben wir noch die Jam Session im Nimrods besucht und obwohl schon lange Sperrstunde war, bin ich noch mal zu Rogers Bar. Es geht um einen Stein, den wir damals von Yvonne und Björn auf den Kanaren bekommen haben. Dabei geht es um den Enkel von Björn, der 2019 genau zu seinem Geburtstag in einer Industrieruine ums Leben gekommen ist. Ich hatte seinerzeit eine Halterung dafür gebaut und dem geneigten Beobachter der Videos wird dies vermutlich aufgefallen sein. Die Steine wurden von den Freunden und Bekannten der Familie ins Leben gerufen, um an Lion zu erinnern. Der Sinn besteht darin einen Stein irgendwo zu hinterlassen und vielleicht meldet sich ja der Finder bei Facebook in der Gruppe #Löwensteine.

Hog Island, Grenada W.I. 12° 00.05 N 61° 44.40 W

Ich hatte irgenwie das Gefühl, daß es eine gute Idee ist, den Stein in Rogers Bar, unseren – nun meinem – am weitesten entferten Punkt der Reise zurück zu lassen. Rogers Bar, Karibik pur! Kein Strom, kein fließend Wasser, keine Toilette, kein WLan, eröffnet vor gut 35 Jahren im „Niemandsland“ zwischen Wasser und Mangroven. Vielleicht meldet sich ja jemand.

Der Abend entwickelt sich wie der Abend, als ich das erste mal die Bar betrat. Obwohl es mittlerweile seit Wochen kaum noch regnet, geht ein heftiger Sqall nieder. Nur mit dem Unterschied, daß ich damals am Boden lag und jetzt ein Ziel habe: Es wird St. Maarten werden. Das sagt mir die Wettervorhersage, die Covid-Regeln und eine E-Mail, die ich vor kurzem bekommen habe. Worum es darin ging, möchte ich an dieser Stelle noch nicht verraten 😉 Gemein, nicht?

5. März  2021.

Da die Fahrt recht genau 3 Tage dauern wird, lichten wir den Anker erst Mittags. Etliche der anderen Segler winken uns zu und wünschen uns eine gute Reise. Die Maschine geht nach etwa 30 Minuten aus, als Selene die Riffe hinter sich gelassen hat. Dann ein letztes Mal nur unter Vorsegel „Passatsegeln“ gut 7 Meilen Kurs West. Da gut 25 kn vorhergesagt sind setze ich das Groß im ersten Reff und verkleinere die Genua um gut 1,5 m.

Also Kurs Nord und wir bekommen genau Halbwind – perfekt. Selene wird mit gut 6..7 kn an Grenada vorbei geschoben. Ich schaue bis zum Sonnenuntergang, wie die Insel langsam vorbei zieht. Schon Irre, was hier alles so passiert ist.

Die erste Nacht wird dann recht ruppig. Der Wind schwankt ständig zwischen 18 und 28 kn, was dem Düseneffekt zwischen den Inseln zu verdanken ist. Ähnlich wie in Griechebland kann dieser gute 15 Meilen leeseitig zu spüren sein. Dazu kommen die stetigen Passatwellen mit 2…3 m Höhe genau von der Seite. Hin und wieder bricht davon eine Welle und klatscht gegen die Bordwand. Im Cockpit ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis man einen Eimer Wasser ab bekommt 😉

Früher wäre es für mich unvorstellbar gewesen, bei so einem Geschaukel und Wasserrauschen unter Deck Schlaf zu finden. Aber das Wasser ist Meilenweit über 2 Kilometer tief, es ist keine Insel im Wege und mit anderen Schiffen ist kaum zu rechnen. Marta sagt mir nur, daß es für sie unmöglich sein wird nur eine Sekunde Schlaf zu bekommen. Ich sage ihr nur: Abwarten …

So gehe ich als erster ins Bett und nachdem ich mich an die Geräuschkulisse gewöhnt habe, falle ich in einen tiefen Schlaf. Es ist wirklich schön, wenn man sein Boot kennt und die Geräusche beim Segeln einordnen kann. Kritisch könnte es nur werden, wenn ein neues Geräusch dazu kommt. Nach gut 4 Stunden löse ich Marta dann ab und siehe da: Auch sie schläft für ein paar Stunden – geht doch 😉

Am zweiten Tag auf See belohnt uns Neptun mit tollen segelbedingungen. Mit 20 kn Wind aus genau Ost, wird Selene mit 6 bis 7 kn durch die sanften Wellen geschoben.

Am dritten Tag will und der „große Meister“ noch mal etwas ärgern. Gegen 5 Uhr morgens pennt uns der Wind praktisch völlig ein. Da das Boot kaum noch Fahrt macht, drehe ich mich nur mal kurz um und schlafe für gut 1,5 Stunden ein, bis mich ein Sqall weckt. Ich bin darüber recht dankbar, denn Selene ist gut 45° vom Kurs abgekommen und steuert genau auf St. Eustasius zu. Je nach Wind wären wir wohl in 1..2 Stunden irgendwo eingeschlagen – ups.

Auch die Verpflegung klappt super. Marta kocht Spirelli und macht Salat und ich backe ein Brot und bereite einen meiner famosen Bohnensalate zu. Somit musste keiner Hunger leiden.

Als wir so auf die Insel zuhalten, finde ich es fast schade, daß die Fahrt schon vorbei ist. Es ist fast wie Ironie, wenn ich zum Beispiel an die Passage der Biskaya denke. Da dachte man noch: Oh je – 3 Tage durchweg segeln? Mittlerweile ist das wohl eher als kurzer Schlag zu sehen. Ich bin schon gespannt, wenn ich wieder in der Ostsee bin. Von Ueckermünde nach Gotland sind es auch nur 270 Meilen. Wahrscheinlich nehme ich mir nächste Saison mal eine Woche Urlaub und segel mal fix nach Stockholm.

Nach dem Ankern in St. Maarten folgt aber (nach dem Ankerbier) die Pflicht. Das Einklarieren. Ich möchte wirklich mal wissen, wer sich dieses Prozedere einfallen lassen hat. St. Maarten hat eigentlich nur eine Sache, die man vorab machen muß, was eine Corona-Versicherung für 26€ ist. Kurz gesagt deckt diese Versicherung die Hospital- und Behandlungskosten im Falle einer Infektion ab. Ich finde das Geld so viel besser investiert, als einen PCR Test auf Grenada zu bezahlen, der mittlerweile satte 600 EC (ca. 200€) kostet.

An meinem Gesicht sieht man wahrscheinlich, daß ein „aber“ kommt.  Man kommt also ins Immigration Office und bekommt einen Stapel an Zetteln. Neben den normalen Papieren noch die Zettel vom Health Department und eine Wahrheitsbekundung. Auf allen Zetteln muß man wiederholt alles eintragen (Passnummer, Adresse, Schiffsdaten, Crewliste, etcpp). Naja – das geht schon in Ordnung, aber dann muß man das alles Fotographieren und per E-Mail an die Behörde schicken, in der man gerade sitzt. Da stellen sich mir gleich zwei Fragen: Gibt es dort keinen Scanner? Und welcher Segler, der auf einer neuen Insel ankommt hat denn bitte einen Internetanschluß? Eine lokale SIM Karte hat man nicht, es gibt kein W-Lan und selbst mit Daten Roaming will sich mein Tablet nicht verbinden. So werde ich kurzerhand zum Mc Donalds geschickt. Eine Antwort erhalte ich jedoch nicht mehr und bin zudem etwas zu sehr von dem Ganzen angenervt, daß ich das Immigrieren auf den nächsten Tag verschiebe.

So fahre ich am nächsten Morgen noch mal zur Behörde, auch wenn ich immer noch keine Antwort habe. Meine Mail ist im Spam Ordner gelandet! Aber Immigrieren darf ich immer noch nicht. Ich müsse noch die E-Mail anhängen, die ich beim Abschluß der Corona Versicherung bekommen habe. Darin steht ein „pre Approved“. Also wieder zu Mc Donalds…

Dann geht aber alles ganz schnell. Stempel hier, Stempel da und 20 US Dollar „Anchor Fee“. Wenn man auf St. Maarten mit dem Boot unterwegs ist, kostet das pauschal 20 US$ pro Woche. Man könnte sich das auch sparen, wenn man nach St. Martin fährt, also dem französischen Teil. Wie schon vermutet wird dort aber fast ausschließlich Französisch gesprochen. Dann doch lieber 20 US pro Woche. Das ist nicht nur wegen der Sprache so, sondern weil die meisten Yacht-Services (Island Water World, Budget Marine, Rigger und Segelmacher) sich im südlichen Teil befinden.

 

Natürlich führt der erste Weg zu Island Water World. Ich habe keine Gastlandflagge, was einem No-Go gleichkommt 😉

Marta does the honors.

Video:

 

 

8 Antworten auf „Machs gut, Grenada“

  1. Sehr schönes Video! Hat mal wieder echt Spass gemacht es zu schauen. Sind schon auf die neuen Geschichten gespannt 🙂

    Viele Grüße aus Dresden
    Thomas

  2. Hallo Martin, ich freue mich , dass Du wieder am Segeln bist.
    Ich bin etwas besorgt, wenn Du allein zurück segelst. Kannst Du nicht noch mal einen Aufruf starten? Ich hatte mir die Videos von Boris Herrmann angesehen. Das war zeitweise schon hart.
    Du kannst das sicher auch, aber hilfreich wäre es schon, wenn man noch eine Hilfe hätte.
    Ich wünsche Dir noch eine schöne Zeit an Bord und Land. Und wir alle hoffen auf weitere Berichte. Sie sind wirklich sehr unterhaltsam und lehrreich.
    Liebe Grüße von Katrin

  3. Wie schön dich so entspannt zu sehen, es freut mich sehr lieber Martin. Danke für deine Berichterstattung, ich wünsche dir weiterhin gutes Gelingen.
    Viele liebe Grüße aus dem heute verschneiten Erzgebirge – Maria –

  4. Hallo,

    es freut uns, dass du mit Begleitung endlich den Absprung von Grenada gefunden hast und wieder auf See bist. Auch wenn du nun erst einmal einen Stopp einlegen musst, um dein Schiff wieder seeklar für die große Überfahrt zu machen. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen in Ueckermünde oder wo anderst in Europa.

  5. Hi Kutt.

    Ein toller Beitrag mit viel Energie.
    Danke dafür.

    Hab(t) eine gute Zeit.

    Viele Grüße aus der Klingenstadt und bleib gesund.
    Christian

  6. Lieber Martin, wir freuen uns, daß es wieder vorwärts geht. Die Segelbilder machen schon etwas neidisch. Grüße auch Martha, Weiter gutes Gelingen wüschen Dir Deine Eltern
    Erika und Friedrich!

  7. Lieber Martin,
    ich freue mich , dass sich vieles bei dir sehr positiv entwickelt hat und wünsche dir, dass es weiterhin so bleibt. Mach das Beste draus!
    Ich bin auf deinen nächsten Bericht sehr gespannt!!
    Liebe Grüße Evi

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