Grenada: (fast) Alles dreht sich um Selene

Die Regensaison nähert sich zwar dem Ende, trotzdem regnet es hin und wieder so „nachhaltig“, daß die Tanks von Selene überlaufen.

Also ist wieder Wäsche waschen angesagt. Diesmal ist die Bettwäsche dran. Es ist verrückt, wie schnell die Überzüge oll werden. Meist liegt es daran, daß man mitten in der Nacht von einem Squall überrascht wird, das Fenster zu macht und dann weiterschläft. Nach einer Weile wacht man auf und es ist wie in der Sauna. Also Fenster wieder auf … Natürlich hat man bis dahin ordentlich geschwitzt.

Moment! Das sind die Kissen aus meinem Cockpit !!!

Da die Cockpitkissen auch schon wieder nicht mehr besonders ansehnlich sind, wasche ich sie auch gleich noch durch.

Da fallen mir wieder die 2 Brandlöcher auf. Eins ist durch ein Feuerzeug entstanden, welches einfach weiter gebrannt hat und das andere hat mein kleiner Bordgrill zu verschulden. Da ich gern einen Sonnenschutz für mein kleines Dinghy herstellen möchte, bzw. es wenigstens versuchen will, erstelle ich ein Inserat, ob mir jemand eine Nähmaschine borgen möchte. Leider ist das einzige Angebot, was ich bekomme eins, wo ich die Bezüge auf ein anderes Schiff bringen soll und dort die Löcher einen Flicken bekommen sollen. Nagut – besser als gar nichts.

Dann geht mir die Beleuchtung im Cockpit schon länger auf die Nerven. LED-Streifen + Wasserschlauch-Konstruktion funktioniert zwar ganz wunderbar, aber in der Mitte hängt der Schlauch schon ganz schön durch. Also schnappe ich mir Nadel und Faden und nähe das Teil ans Bimini. Einfache Lösung und schaut gut aus.

Dabei fällt mir wieder auf, wie dreckig das Bimini von unten ist. Kurzerhand schnappe ich mir einen Eimer Wasser und eine Bürste und fange an zu schrubben.

Wahnsinn, wie das Teil aussieht, wenn es wieder sauber ist.

Am 2 Dezember ist wieder Videoabend im Containerpark. Ein echt schrulliger Film. Könnte es „Let’s Dance“ sein? Es ging um eine Stadt, in der Tanzen gesetzlich verboten ist … gedreht in den 80igern. Es soll auch nicht so sehr um den Film gehen, sondern um etwas anderes. In wirklich jeder Bucht treffe ich mindestens eine Crew, die auch zum Lockdown in Dominica war. Diesmal sind es die Crews von Matriarch, Bliss und Soul Shine – verrückt.

Am 3. Dezember fahre ich zur „Nauti Dreams“, um meine Sitzbezüge wieder abzuholen. Danke an John und Debby fürs flicken.

Der Tag ist noch jung und ich beschließe mit dem Bus nach St. Georges zu fahren. Dort möchte ich mal in die Port Louis Marina, wo wir damals Claudis Mutti aufgenommen haben. Vielleicht finde ich ja dort einen Tramper?

Leider nicht, also futtere ich eine griechische Pizza. Ich bin gerade so am überlegen, was ich mit dem angerissenem Tag noch so machen will. Vielleicht mal herumschauen, ob ich irgendwo eine günstige Nähmaschine kaufen kann? In dem Moment kommen Sean und Amy von der Ophilia um die Ecke. Wir kennen uns schon aus der Woburn Bay. Die beiden sind in die Grande Anse Bay gefahren, um ein paar Ersatzteile aus Island Water World zu holen. So sitzen wir Stunde um Stunde zusammen, gehen dann noch ins „Patrick’s Local Homestyle Restaurant“ direkt gegenüber, weil das Essen in „Victory Bar and Restaurant“ in der Marina nicht gerade günstig ist. Als das erledigt ist, wollen die Beiden noch in eine Bar. Warum nicht? Ich muß nur aufpassen, daß ich wieder zur Prickley Bay komme. Die Busse fahren nur bis 22 Uhr. Und wen treffe ich da? Die Harris-Crew von der Bliss aus Dominica. Schon verrückt.
Etwa 21:30 schnappe ich mir dann einen Bus und fahre zu Selene. Es war ein echt schöner Tag.

Am Freitag den 4. Dezember überlege ich, ob ich es wagen soll. Es ist wieder Jam Session auf Hog Island in Rogers Bar. Das hatte mir immer sehr gut gefallen. Es gibt nur ein Problem: Man muß mit dem Dinghy von der Prickley Bay zur Mt. Hartman Bay und das Stück um die Landzunge liegt exponiert.

Etwa 3,5 Meilen .. uff

Ich hatte mehrere Leute gefragt, ob es mit dem Dinghy machbar ist. Die beste Antwort war: „Yes, but your Skin is not black enough“. Haha – er wollte sagen, daß die Locals das machen, es aber völliger Irrsinn mit so einem kleinen Dinghy wäre. Ich denke mir so: Wenn der Wind gegen Abend wieder so abflaut, dann will ich es versuchen.

Aber der Morgen ist noch jung und nach dem Good-Morning-Grenada VHF Netz, mache ich meine übliche Runde durch „Find A Crew“, „CrewBay“, Facebook und so weiter.

Die Suche nach Crew erinnert mich an die Zeit, in der ich mal versucht habe via Internet eine Frau zu finden. Irgendwie passt das auch hier.

Ich weiß auch nicht – ich habe den Trip bis vor kurzem mit einer Frau zusammen gemacht und habe irgendwie das Gefühl, daß ich ihn lieber mit einer Frau als mit einem Mann fortsetzen möchte. Warum? Es geht keinesfalls darum, um eine Art „Ersatz“ zu finden, sondern ich habe in der Zeit mit Claudi gemerkt, daß die Sichtweise und Interessen zwischen Mann und Frau zum Teil sehr unterschiedlich sind. So habe ich mir dadurch Dinge angeschaut, die ich mir sonst nie angeschaut hätte, habe Dinge ausprobiert, die ich sonst nicht probiert hätte und anders herum. Auch beim Segeln ist es ähnlich – man erlebt alles irgendwie anders. Ich hoffe das ist irgendwie verständlich.

Zurück zu der Crewsuche unter den oben genannten Aspekten. Ich versuche mal möglichst wertungsfrei meine Erfahrungen zu schildern.

Ich habe an mehren Stellen ein Inserat laufen, in dem ich nach Crew suche. Um es kurz zu fassen: Ich suche eine Person, die mit mir auf Langfahrt das Boot in die Ostsee bringen möchte. Sprache Deutsch oder Englisch. Bis zum April / Mai die Karibik entdecken, dann nach Bermuda, Azoren und dann zurück nach Europa. Ich suche eine Person, weil ich weiter in der Bugkabine schlafen will und von den Besuchen von Uta und Marcus weiß, daß ich in der Achterkabine nicht den Platz für 2 Personen schaffen kann.

    Wer meldet sich denn da so?
  • 5 Pärchen (ja …)
  • ein Mann aus der Türkei, der mir auf eine simple Rückfrage, ob er denn die Ost-> West oder West->Ost Passage machen will, gleich eine Art Bewerbung incl. Lebenslauf schickt.
  • mehrere Franzosen, die mir auf französisch schreiben
  • ein 18 jähriger Ukrainer, der überhaupt keine Ahnung von nix hat. Er will segeln, aber wohin und warum weiß er nicht
  • einer aus Portugal, der mich mit seinen 200 Lizenzen zuschüttet, was er alles fahren darf und wahrscheinlich gleich Captain of Selene werden will
  • einer aus Fiji, der in meiner „Company“ arbeiten möchte
  • ein Spanier, der mein Vater sein könnte
  • eine Deutsche aus Mexico, die gern nach Deutschland möchte. Klingt interessant, aber nach 2h Telefonat stellt sich heraus, daß Sie gar nicht so recht weiß, was Sie im Leben will. Sie wüsste noch nicht mal so genau, ob die Erde eine Kugel oder flach ist. Die Welt wird von einer Weltregierung gesteuert und Corona ist nur dazu da, um uns zu kontrollieren. Sowieso stecken alle Politiker unter einer Decke. Kurze Zeit später bekomme ich eine Nachricht, daß Sie nun in den mexikanischen Dschungel zu ein paar Ökos gehen will, bis Corona vorbei ist
  • ein Amerikaner, der in England ist und nun eine Passage West->Ost sucht?
    Es gibt aber auch realistische Anfragen:
  • ein Deutscher, der auch eine Auszeit macht und die Atlantikrunde machen möchte. Er sucht jetzt schon von den Kanaren aus nach Möglichkeiten, um in der Karibik weiter zu kommen (also zurück nach Deutschland)
  • Eine Dame aus England, die schon viel in Griechenland segeln war, sich jetzt ein Jahr frei genommen hat und als Crew ein Boot auf die Kanaren überführt hat. Ich vermute Sie sucht jetzt ein Boot für die Passatroute und dann eins, um wieder nach Europa zu kommen.
  • Eine Dame aus Deutschland, die schon seit ihrer Kindheit segelt, es ein paar Jahre nicht gemacht hat, es mehr und mehr vermisst und überlegt eine Auszeit zu machen, um mal eine Weile raus zu kommen. Kommt mir irgendwie bekannt vor. Das war nämlich auch meine Motivation die Reise in Angriff zu nehmen.
  • Eine Dame aus Deutschland, die seit August auf Martinique ist, aber noch nichts von der Karibik gesehen hat. Ihr Skipper ist Besitzer einer 60ft Yacht, verlässt das Boot aber nie und will damit auch nicht segeln. Es würde zu sehr verschleißen .. Hmm .. warum hat man dann ein Boot?

Mit allen habe ich schon telefoniert. Bei allen habe ich ein gutes Gefühl, daß sie das Segeln so betreiben, wie ich es auch in etwa mache. Also Langfahrt und kein Easy-Life-Dauer-Party-Boot, auf dem ständig die Puppen tanzen 😉 Naja, das war jetzt vielleicht etwas übertrieben dargestellt.

Mir ist vollkommen klar, daß ich keinen von ihnen bis jetzt getroffen habe, drei sind mindestens 2000 Meilen entfernt, was ein persönliches Treffen praktisch unmöglich macht und es unklar ist, ob wir zusammen auf dem Boot klarkommen würden. Das Einzige realistische wäre die Möglichkeit auf Martinique. Da wäre ein Treffen in den SVG möglich, da das Boot, auf dem sie sich befindet, demnächst dahin übersetzen will … Das könnte ich auch … Kosten: Gute 400 US$, um in Union Island überhaupt einzuklarieren. Ist es mir das Wert? Wir werden sehen …

Trotzdem möchte ich da dran bleiben. Wenn ich nur auf Selene hocke und nichts tue wird wohl kaum jemand vorbei geschwommen kommen 😉

So plätschert der Tag dahin und es wird Nachmittag. Ich hatte am morgen bei John (Fast Manicou) Tonic bestellt. Die gab es schon seit Wochen nicht mehr auf Grenada. Juhuu!

Da ich eh schon bei der Budget Marine war, habe ich mich daran erinnert, daß ich ein-zwei Rügen bekommen habe, wie die Verkabelung der Akkus auf Selene so ausschaut. Ihr habt ja recht! Also rein in den Laden und Sammelschienen, ein paar kurze Kabel und Schraubhülsen gekauft. Das soll meine Aufgabe für das Wochenende werden!

Vorher steht jedoch die „Höllenfahrt“ zu Hog Island auf dem Plan. Ich hatte alles mit, an was ich denken konnte. Werkzeugbeutel für den NS Marine, falls ich den Scherstift in einem der unzählichen Riffe zerstöre, Rettungsweste, Messer, Taschenlampe und sogar mein Navi System mit externem GPS Empfänger. Da ich das Gerät ins Dinghy legen wollte, um die Riffe auch bei Dunkelheit zu finden, habe ich das Teil mit meinem Vakuumiergerät kurzerhand in einen Beutel eingeschweißt.

Es war wellig und sehr naß. Das war jedoch eher Nebensache. Ich hatte viel mehr Angst davor, daß ich in einer der recht hohen Wellen kentere. Wie erwartet hatte der Wind abgenommen und damit auch die Wellen.

Gute 20 Minuten später erreichte ich Rogers Bar.

Es hat sich gelohnt. Die Jam Session war wieder richtig toll und es war richtig was los. Da ich ein paar Wochen dort vor Anker gelegen hatte, kannte man sich und hat viel geplaudert.

Einen kleinen Dämpfer gab es, als mich ein Amerikaner recht blöd von der Seite angemacht hat. Ich hatte mich weder mit ihm vorher unterhalten, noch ihn irgendwie provoziert. Er muß wohl von jemanden erfahren haben, daß ich Deutscher bin und so hat er im vorbeigehen gesagt: „You look like a typical german bastard“. Ich habe erst gar nicht darauf reagiert, aber er hat ab dann immer wieder leichte Seitenhiebe mir gegenüber abgelassen.

Ich saß mit einem anderem Segler aus Österreich am Tisch und habe ihm nur auf Deutsch gesagt, daß ich mir das nicht mehr sehr lange anhören werde und ihn bald mal Triggern werde …

Und dann war es soweit!

Sie fingen an sich über Corona zu unterhalten .. wie gefährlich das ist, wer daran Schuld ist und so weiter. Ich sagte nur kurz, daß mir das auf die Nerven geht und es wohl am besten wäre selbst mal Corona zu bekommen, damit man die Immunität entwickeln kann.

Haha! Sind die abgegangen. Vor allem seine Frau. Wie eine V2. Die hat gar nicht mehr aufgehört mich zu beschimpfen, wie ich so etwas sagen könnte, das es zu Ernst wäre darüber Witze zu machen, wollte das ich die Bar verlasse und so weiter.

Ich bin natürlich nicht gegangen (das hätte ich nur gemacht, wenn Roger was gesagt hätte) und habe innerlich gefeiert. Ich bin ja nicht unfair, also habe ich mich für meine Aussage entschuldigt. Nun ja, sie wurde nicht angenommen. Ich denke die haben einfach was gegen Deutsche gehabt.

Die Rückfahrt war richtig toll. Mit Navi und Taschenlampe ging es durch die Nacht. Da der Mond erst gegen 22 Uhr aufgegangen ist, bin ich erst etwa Mitternacht zurück zu Selene. Es hat richtig Spaß gemacht. Würde ich den Trip noch mal machen? Wahrscheinlich nicht. Es ist trotz alle dem nicht ganz ungefährlich, man verbraucht viel Benzin und es ist mit gut 3,5 Meilen schon recht weit – vor allem mit einem 2,20 m langem Dinghy, an dem nur ein 5 PS Außenborder hängt.

Am Samstag (5. Dezember) will ich nun endlich der Verkabelung der Akkus auf dem Pelz rücken.

Das ist eine entspannte Arbeit. Zwei Sammelschienen anschrauben und dann Kabel für Kabel mit Schraubösen versehen und umklemmen.

Das einzig „Aufregende“ ist, daß man etwas aufpassen muß, damit man nicht mit irgend etwas metallischem den Plus- und Minuspol aus Versehen verbindet und die Akkus da mal fix gute 2000A durch schicken.

Ich benötige für den Umbau länger als gedacht. Die Luft in Selene – es ist kaum Wind und drückend warm. So bin ich an den paar Kabeln gute 6 Stunden beschäftigt. Zur Belohnung gehe ich anschließend noch in die Container-Park und esse einen Teller sehr leckere Reisnudeln mit Hühnchen.

Am Sonntag wollte ich eigentlich nur noch schnell den Hauptschalter für den Anlasser einbauen. Leider hat das bedeutet: Noch mehr zulegen. Dazu kommt, daß die Kabel dicker sind, als vermutet und damit die Hülsen nicht passen. Zum Glück finde ich noch ein paar Schraubhülsen für die gut 50mm² Kabel.

Aus Ermangelung einer Krimpeinrichtung muß ich alles mit meinem Drehmel Gaslötkolben löten.

Als alles fertig ist, muß natürlich ein Test gemacht werden. Selene hat einen Notstart. Der ist wichtig, falls mal der Zündschlüssel abfällt, das Zündschloß kaputt geht, oder sich die Maschine anderweitig nicht starten lässt. Zu dem ist das Teil sehr praktisch, wenn man (alleine) die Kraftstoffanlage entlüften muß.

Ich schalte also die Zündung ein (damit der Regler vom Generator nicht die Hufe reißt), drücke auf den Knopf und der kleine Perkins legt los. Oha? Was ist denn das für ein quietschen?

Nach einigem Hin und Her war ich der Meinung: Wasserpumpe! Das Messing war etwas grün, also wird wohl der Simmerring und vlt. auch das Lager durch sein. Nun ja, das Lager war in Ordnung. Die Simmerringe will ich tauschen. Kostet ja nur 97 EC pro Stück (in England 6,20 £). Das Lager, wenn es denn verfügbar gewesen wäre, hätte schlappe 160 US$ gekostet. Eine ganze Pumpe liegt dann schon bei 690 US$. Wow!

Leider ist der Lagersitz in meiner Pumpe fertig und der Außenring dreht sich im Sitz. Ich hoffe, daß das quietschen von dort kommt, denn wenn nicht, dann woher sonst? Aus der anderen Wasserpumpe? Aus der Einspritzpumpe?
Ich habe schon erfolgreich selbst Kurbelwellenlager eingeklebt. Zum Beispiel mit Loctite 620 oder 638. Das gibt es aber hier nicht, also verschiebe ich das Problem.

Ein paar Tage vorher hatte ich in der Grenada Buy/Sell/Trade Gruppe nach einer Nähmaschine gefragt. Und tatsächlich habe ich eine Nachricht, in der mir eine zum Kauf angeboten wird. Andy meldet sich und sagt ich könne eine fast neue Singer kaufen. Für schlappe 150 EC. Auf meine Frage wo ich das Teil mal anschauen kann, sagt er nur, daß er und seine Frau nach Frankreich gezogen sind und Tom von der Madonna sich um den Verkauf des restlichen Hausrates kümmert.

Moment! Tom, Madonna? Das ist doch der, der bei Rogers Jam Sessions immer mit so viel Herzblut singt und Gitarre oder Flöte spielt. Und genau der Tom ist es auch. Ok, damit ist das Programm für Montag klar: 9:15 zur Budget Marine, um bei John von Fast Manicou den Sprit zu bezahlen, dann in den Bus nach St. Georges, dann Linie 2 bis zum Nimrods an der Woburn Bay.

Der Bus macht Ikou Ikou

Die Nähmaschine ist fast Neu und kaum gebraucht. Dazu noch 230 V. Damit ist das Geschäft schnell erledigt.

Das einzig blöde ist: Das Gerät hat einen Stecker für England (?). Da sich in dem Stecker die Sicherung befindet, möchte ich diesen nicht abschneiden, selbst wenn ich noch einen EU Stecker an Bord hätte. Es gibt so genannte Paulmann-Adapter von EU Steckern auf die UK Stecker.

Aber eben nicht auf Grenada.

Nun steht der „Grübel-Martin“ vor dem Regal und … grübelt. Wie könnte ich die Nähmaschine mit Strom versorgen, ohne eine total wilde Konstruktion mit offenen Kabeln zu hinterlassen? Dann fällt mir ein, daß ich noch einen Adapter von EU Schuko auf Cara CEE habe. Und das ich in Dominica eine Steckdose für das UK System gekauft habe, als ich Selene für 230 und 120 V umgebaut habe. Diese Dose liegt noch herum – ich habe sie nicht gebraucht.
Was ist also, wenn ich von Schuko auf Cara CEE gehe, dann von Cara CEE auf die UK Dose und dann dort die Nähmaschine anstecke.

Perfekt!

Ich zahle den ganzen Kram und fahre in den Container Park. Etwas Essen und nebenbei die Projekte soweit bearbeiten, wie möglich. Die teuren Simmerring passen, aber das Einkleben der Lager will ich dann doch auf Selene machen. Dann Pumpe einbauen und hoffen, daß das quietschen weg ist.

Dann Boot aufräumen und mal schauen, wie gut ich mit der Nähmaschine wirklich bin…

Aber vorher muß der Perkins wieder laufen. Ich liege ungern vor Anker ohne Maschine. So klebe ich das Lager noch am Abend ein, damit ich die Pumpe am nächsten Morgen einbauen kann.

Da mir langweilig ist, bastel ich noch das Schuko->Cara CEE->UK Stecker zusammen.

Am nächsten morgen um 6 Uhr in der Frühe bin ich bei Kaffee und Musik schon wieder an der Pumpe beschäftigt. Kurz nach dem Morning Netz, läuft der Perkins.

Diesmal ohne quietschen. Super!

Tagesziel jetzt schon erreicht. Naja – fast. Selene sieht noch aus, als wäre eine Bombe eingeschlagen. Nachdem „Klar Schiff“ erledigt ist, fahre ich noch mal nach St. Georges. Ich möchte noch versuchen ein besseres Garn und ein paar Ersatznadeln zu bekommen. Leider mit mäßigem Erfolg. Nadeln sind kein Problem, aber Garn? Aus aller Verzweiflung kaufe ich eine Rolle der dünnsten Angelsehne, die ich finden kann. Ob das die Maschine nähen kann? Wir werden sehen.

Nach einem Zwischenstopp im ACE (Baumarkt) sitze ich wieder im Container Park zum (mittlerweile) Abendessen. Erst unterhalte ich mich lange mit Pratima, dann futtern und zum Schluß schneide ich so lange am Video herum, bis der Akku den Geist aufgibt.

Am nächsten Tag ist es soweit! Ich will die neue Nähmaschine frei lassen 😉 Als erstes wird der Sonnenschutz vom Dinghy Motor fertig gemacht. Das Ding lag schon ewig halbfertig herum.

Danach fahre ich zu Strand und zerlege das Dinghy. Das muß man hin und wieder machen, da sich unter den Brettern sonst so eine Art Biotop entwickelt. Danach drehe ich den Stoff hin und her. Irgendwann fange ich an das Ganze mit Nadeln abzustecken, zu schneiden und weiter abzustecken.

Da ich so etwas noch nie gemacht habe, dauert es den ganzen Tag. Der Strand ist so eine Art Treff für die Locals und füllt sich mehr und mehr. Ich lasse mich nicht beirren und mache stumpf und stur weiter, bis die ersten 2 Teile fertig zum Nähen sind. Dann baue ich das Dinghy wieder zusammen und fahre zu Selene, wo ich die nächsten 2 Stunden Naht nach Naht ziehe.

Es ist mittlerweile 17 Uhr und ich fahre zum Container Park. Erst etwas Essen und dann ist ja Mittwoch – Filmabend! Ein toller Tag.

10 Dezember 2020.
Weihnachten rückt mit Macht näher. Nur noch 14 Tage. Ich versuche den Klängen aus dem Wege zu gehen, auch wenn das kaum möglich ist. Deshalb ist das Sonnenschutz-Dinghy-Projekt genau richtig. Ich hatte am Vortag Stunden gebraucht, um zwei gerade Stücken vor zubereiten und zu nähen.

Heute kommen die schwierigeren Teile, die Nase vom Dinghy. Obwohl ich dachte, daß ich dazu ewig brauchen werde, sitze ich schon 3 Stunden später an der Nähmaschine auf Selene.

Es ist gerade mal 12 Uhr und es sind etwas 100 Meter Naht zu ziehen. Das dauert gute 5 Stunden. Diese ganzen kleinen Ausschnitte für die Ruderhaken, Beschläge, Paddelhalterungen .. uff. Nichts ist gerade .. das dauert.

Gegen 17 Uhr bin ich fertig… Also Mental und mit dem Nähen und beende den „Arbeitstag“. Morgen wird der Rest gemacht.

Mir stellt sich schon jetzt die Frage: Was mache ich dann? Klar: Es ist Freitag – damit wäre es eine gute Idee nach Hog Island zur Jam Session zu gehen – irgendwie. Per Dinghy? Nein – die Windvorhersage am Prickley Point ist nicht gerade rosig, um es mit einem 2,2 m langem Schlauchboot zu versuchen …

Aber das wäre auch nur eine Lösung für den nächsten Tag. Ich brauche etwas, was mich von Weihnachten ablenkt. Ich versuche keine Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen, aber vielleicht ändert sich das ja noch .. wer weiß

Freitag 11. Dezember. Es ist geschafft! Der Sonnenschutz ist fertig. Bin stolz wie Bolle.

Nun muß ich Selene schon wieder aufräumen…

Aber wo gehobelt wird, fallen Späne. In den nächsten Tagen muß ich noch die ganzen Spleiße wieder machen und den Bezug im Dinghy noch mit dem Klettband fixieren. Das ist heute buchstäblich ins Wasser gefallen. Hat aber auch etwas gutes – Tage lang kein Regen haben ordentlich an den Tanks gezerrt.

Nun denn: Der Beitrag ist recht kurz – dafür ist das Video um so länger.

Was ist mit der Planung für die Zukunft? Ich bin in Kontakt mit ein paar Leuten, bei denen ich mir vorstellen könnte, daß die Weiterfahrt lustig wird.  Ob einer von ihnen zusteigen wird? Ich weiß es nicht.

Dann gibt es noch eine große Tasche mit Dingen, die ich von Bord haben will. Ich bin mir sicher, daß es noch deutlich mehr gibt, was irgendwo herumliegt. Aber da kann ich keine Rücksicht drauf nehmen. Es kann passieren, daß ich Grenada recht schnell verlassen werde, je nachdem, wie sich die Umstände entwickeln. Ich muß sowieso nach Nord.

so long,

Martin

8 Antworten auf „Grenada: (fast) Alles dreht sich um Selene“

  1. Hallo lieber Martin, ich habe mir nicht getraut, Dir schöne Weihnachten zu wünschen, denn der Rat war ja, Weihnachten dieses Mal einfach zu übergehen. Zu warm, zu einsam…..
    Ich hoffe, Du hast die Zeit trotzdem gut überstanden.
    LIebe Grüße Katrin

  2. Hallo Martin,
    danke für deinen sehr informativen Bericht. Ich freue mich über deine Aktivitäten und bewundere deinen Mut, die Dinge anzugehen.
    Beschäftigung ist die sinnvollste Sache gegen Einsamkeit.
    Ich wünsche dir ein gesegnetes Weihnachtsfest und denke daran, es gibt viele Menschen, die auch am diesem Tag allein sind. Bleibe gesund und behütet.
    Liebe Grü8e Evi

  3. Hallo Martin, viele Grüße in die Karibik aus dem sächsischem Chemnitz! Deine Videos sind Spitze und ich bin stark beeindruckt von Deinem Mut und Geschick ,die technischen , seemännischen und menschlichen Herausforderungen zu meistern. Nach dem Abheuern der Crew wird sich auch wieder eine Neue finden ,oder auch Zwei. Frauen trauen sich alles , wenn sie zu zweit sind. Du bist ein toller Typ ,da klappt’s auch mit den Frauen! Genau wie Du komme ich aus BED und habe mein Heimatrevier in den Haff-und Boddengewässern der großen Ostseeinseln. Ich segle dort auf eigenem Kiel. Weiterhin wünsche ich Dir Mast und Schotbruch, immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel und schöne Weihnachten. Alex

  4. Hallo Martin, erst einmal danke für deinen Kommentar, der ja wie immer sehr aufschlussreich ist. Ich bin ja nicht der Vielschreiber, aber ich möchte dir bei dieser Gelegenheit einmal meine Hochachtung zum Ausdruck bringen, wie du in jeder Situation mit Überlegung und Geschick an alles herangehst. Du bist einmal auf große Reise mit Claudia aufgebrochen, die akribisch vorbereitet wurde, leider ist es keine gemeinsame Reise mehr, dennoch trägst du alles mit einer positiven Einstellung und meisterst jede Begebenheit, deine Begeisterung für die Selene spürt man in all deinem Tun. Ich kann dir und auch Claudia nur alles erdenklich Gute wünschen und sende liebe Grüße aus dem weihnachtlichen Erzgebirge, was sich in diesem Jahr so gar nicht einstellen will ….
    – Herzlichst – Maria

  5. Lieber Martin,
    du bist wirklich ein Tausendsassa! Dass du vom Masttop bis zum Kiel alles richten kannst, das wissen wir ja schon. Jetzt also auch noch Nähmaschine – alle Achtung. Was kommt als Nächstes? Ich bin gespannt und wünsche dir weiterhin alles Gute.
    Liebe Grüsse Gisela

  6. Danke für den neuerlichen Einblick in Deinen karibischen Alltag. Das sieht mir alles nach Generalüberholung aus: Schrauben, an der Elektronik basteln und jetzt auch noch nähen! Dabei gibt es sicher Leute, die denken, Du machst seit über einem Jahr Urlaub, hältst von früh bis spät den Bauch in die Sonne und paddelst im warmen Wasser herum.
    Martin, alle Achtung, dass Du Dich nicht unterkriegen lässt und immer wieder neue (ssicher auch notwendige) Projekte angehst. Und das mit der Crew wird auch noch klappen. Überstürze dabei nichts.
    Vorweihnachtliche Grüße aus dem in diesem Jahr gar nicht weihnachtlichen Erzgebirge
    Uta

  7. Schön,dass es wieder von Dir etwas zu Lesen gibt.Wir freuen uns immer wieder darauf. Fürs Video machen wirs uns gleich gemütlich.Weihnachten rückt näher,aber auch für uns hier in Deutschland wird es ein ganz anderes sein,als gewohnt. Wettertechnisch wirds keine weisse Weihnacht in unseren und Deinen Breiten geben.Wir wünschen Dir das Allerbeste und werden in Gedanken bei Dir sein.
    Liebe Grüsse von der Crew der Nautilus aus Ueckermünde

  8. Ich liebe deinen Blog. mir bringt er mehr als die Videos. Aber das ist sicher Geschmackssache…
    Ich wünsche dir von Herzen nur das Beste
    LG Klaus

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